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Bist du es wirklich??

Heutiger Vers

Er ließ ihn fragen: "Bist du wirklich der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen anderen warten?"
-Matthäus 11,3


Gedanken

Johannes, der Täufer sitzt im Gefängnis und versteht die Welt nicht mehr. Er hört von Jesus. Wohlbemerkt, es ist der Jesus, für den er den Weg bereitet hat. Er hat ihn groß angekündigt. Er hat mit ihm im Jordan gestanden und er hat auf ihn gezeigt und zu seinen Jüngern gesagt: "Siehe das Lamm Gottes!"

Doch jetzt sitzt er im Gefängnis und hat anscheinend Zeifel und wir fragen uns warum? Hinterher ist man immer schlauer und aus unserer Perspektive scheint die Frage des Johannes unerhört zu sein.

Doch wenn wir die Perspektive des Johannes einnehmen und mit seinen Augen durch das Matthäusevangelium gehen bis zu dem Kapitel, welches wir gerade vor uns haben, dann werden wir erkennen, dass diese Frage gar nicht so abwägig ist, wie wir meinen. Und vielleicht werden wir uns dabei ertappen, dass wir Jesus in unserem Herzen auch schon mal diese Frage gestellt haben...

 

"Bist du wirklich der, der kommen soll?"

 

Es beginn in Matthäus 1 bereits mit dem Stammbaum Jesu. Hier wird einer groß angekündigt: Sohn Davids, Sohn Abrahams (1,1)! Jesus Christus, Anspuch auf die Verheißungen Abrahams und den Thron Davids. Jesus Christus, der König, der da kommen soll! Ein Paukenschlag! Hier ist er, der langerwartete Christus, der Gesalbte, der Messias! Doch wenn wir den Stammbaum weiterlesen, geraten wir ins Stocken: Thamar? Sie hat sich doch für eine Hure ausgegeben und ihren Schwiegervater verführt... Rahab? Sie hat sich nicht nur als Hure ausgegeben... Ruth? Die Moabiterin? Bathseba, die Frau des Uria? Wie kann eine messianisch köngliche Linie dermaßen befleckt werden? Ist das wirklich der richtige Stammbaum für einen richtigen König?

 

Und dann die Umstände seiner Geburt: Ein Stall? Eine Krippe? Alles so arm und schwach. Und doch bricht hier ein Lichtsrahl durch den aufkommenden Nebel der Zweifel: Magier aus einem fernen Land, die mit dem Judentum so viel zu tun haben, wie ich mit mit guten Vergleichen, kommen nach Jerusalem und fragen: Wo ist der neugeborene König der Juden? (2,2). Ein Stern bring sie nach Jerusalem und das Wort der Verheißung bringt sie zum Kind nach Bethlem. Hier anbeten und beschenken Magier den König der Juden. Ist er es doch? Doch dann die nächste Wendung: "Fliehe nach Ägypten und bleibe so lange dort bis ich´s dir sage!" (2,13). Ein König, der aus seinem Land fliehen muss? Und dann noch nach Ägypten? Das kann doch gar nicht sein.

 

Dann aber, 30 Jahre später steht Jesus bei Johannes in der Wüste. Jetzt aber! Johannes verkündigt laut: "Ich taufe euch nur mit Wasser,...aber nach mir kommt einer:...Der wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen. Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird seine Tenne gründlich reinigen." (3,11-12)

Doch Jesus stimmt irgendwie nicht in die Gerichtsbotschaft mit ein, viel mehr steigt er hinab ins Wasser. Johannes ist iritiert, doch Jesus sagt: "Lass es für diesmal so sein, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen." (3,15) Hier haben wir die ersten Worte von Jesus in Matthäus, wenn man so will im Neuen Testament.

Welche Gerechtigkeit wird Jesus wie erfüllen?

Wie tritt der König hier an? Wieso tritt der König hier nicht majestätisch auf, sondern wird unter den Sündern gefunden, die sich von Johannes taufen lassen? Die Fragen um seine Person werden lauter...

 

Und dann? Jesus in der Wüste, vom Teufel versucht! "er zeigte ihm alle Königreiche dieser Welt samt ihrer Herrlichkeit und sagte zu ihm: Dies alles will ich dir geben, wenn du dich niederwirfst und mich anbetest." (4,8-9). Kann ein König so ein Angebot erhalten? Kann der König so in der Wüste versucht werden? Ist das unsere Vorstellung von dem, der da kommen soll? Vielleicht lassen wir ihn einmal selbst zu Wort kommen:

 

Jesus steigt auf den Berg und eröffnet eine Rede, die wir in Matthäus 5-7 zu lesen bekommen. Die Thronrede des Königs. Das Programm des Königs. Wie sieht es aus? Wie fängt es an: Selig sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Himmelreich! Selig sind die Trauernden, denn sie werden getröstet werden! (5,3). Warum reden wir hier von Armut und Trauer? Hernach von Hunger und Durst nach Gerechtigkeit. Von Sanftmut und Barmherzigkeit. Wieso heißt es "Dein Reich komme"? Wieso keine "Schätze auf der Erde"? Wo ist denn das Reich dieses Königs? Wie trachte ich danach? In das Reich Gottes durch die enge Pforte? Eng die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und nur wenige sind es, die ihn finden? Jesus, wo ist der Paukenschlag? Das Gericht, die klare Ansage und das breite Auftreten? Diese rede bedient nicht unsere königlichen Erwartungen...

 

Und seine Taten? Können wir hier einen König sehen? Tritt hier einer mit der Worfschaufel in seiner Hand auf (3,11-12)? Nein. "Jesus streckte seine Hand aus, fasste ihn an und sagte: Ich will´s, werde rein!" (8,3). Jesus richtet nicht, sondern heilt. Mehr noch: Er reinigt! Erst einen Aussätzigen, dann einen Diener von einem heidnischen Hauptmann! Jesus macht deutlich: "In Israel habe ich bei niemand solchen Glauben gefunden. Ich sage euch aber: Viele werden von Osten und Westen kommen und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen, aber die Söhne des Reiches werden in die äußerste Finsternis hinausgestoßen werden, ..." (8,10-11). Was für eine Aussage von dem König der Juden? Es muss uns doch sehr iritieren. Jesus erbarmt sich über Leute, die wir gerne da lassen würden, wo sie sind. Aussätzige und Heiden... Gleichzeitig gibt er zu verstehen: Der Menschensohn aber hat keine Stätte, wo er sein Haupt hinlegen kann. (8,20) Und dann kommt die Krönung: Als ob nicht genug, dass Jesus, der Sohn Davids, schon fragwürdige Leute in seinem Stammbaum hatte, jetzt sitzt er selbst mit Fragwürdigen Leuten am Stammtisch (9,9-11). Und hier erhalten wir einen ersten Hinweis auf Jesu fragwürdiges Verhalten:

"Geht aber hin und lernt das Wort verstehen: An Barmherzigkeit habe ich wohlgefallen, nicht an Schlachtopfern"; denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zur berufen, sondern Sünder." (9,13)

 

Kann es sein, dass das der missing von Johannes gewesen ist? Er hat einen richterlichen König erwartet und einen gesehen, der in erbarmender Liebe gehandelt hat?

 

Was lässt Jesus dem Johannes als Antwort überbringen:

 

"Jesus gab ihnen zur Antwort: "Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr hört und seht: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote werden auferweckt, Armen wird gute Botschaft verkündigt. Und glücklich zu nennen ist der, der nicht an mir irre wird."

(11,4-6)

 

Jesus ist barmherzig. Glücklich ist, wer nicht irre an ihm wird!

 


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