Heutiger Vers
Und Jahwe sagte zu ihm: "Mach dir solch eine Schlange und richte sie an einer Signalstange hoch auf. Dann wird jeder, der gebissen wurde und sie ansieht, am Leben bleiben."
-4.Mose 21,8
Gedanken
Die Ereignisse in 4.Mose wiederholen sich andauernd: Das Volk beklagt sich, Gott reagiert, das Volk bittet um Vergebung oder Mose wirft sich für das Volk vor Gott und Gott lässt sich erbitten.
In allen Büchern Moses sehen wir, dass Gott groß an Güte und langsam zum Zorn ist. Gott ist gnädig und gerecht. Er lässt den Sünder nicht ungestraft und ist doch immer bereit zu vergeben. Ich glaube das Mose wie kein Anderer diesen Gott so kennengelernt hat.
Doch das achte Murren hier ist insofern besonders, als das die Israeliten hier durch ein bestimmtes Prinzip von den Folgen ihrer Sünde befreit werden: Eine Schlange, die erhöht wird, sollte angeblickt werden, um von den Schlangenbissen geheilt zu werden.
Jesus selbst wendet dieses Ereignis und ganz konkret diese Schlange auf dem Stab auf sich selbst an und gibt Nikodemus eine zentrale Aussage über sich selbst (Johannes 3,14ff).
Ich möchte an dieser Stelle aus dem Kommentar von De Koning zitieren und den Leser ermutigen, diesen Kommentar zu einem regelmäßigen Begleiter der Bibellese zu machen:
"Sie mussten jetzt wieder in Richtung Schilfmeer ziehen. Am Ende der Wüstenreise ist es nützlich, noch einmal zu schauen und es uns ins Bewusstsein zu rufen, dass das der Ort ist, wo wir aus der Macht des Feindes erlöst wurden. Das Bild des Kreuzes muss wieder lebendig vor unsere Blicke kommen. Wenn wir das nicht wertschätzen, gibt es Murren. Das Volk wird ungeduldig wegen des Umwegs, den sie machen müssen. Wiederum gibt es Murren, weil sie kein Wasser und kein Brot haben. Wie konnten sie so etwas sagen! Sie hatten es wohl, aber sie waren dessen überdrüssig. Es schmeckte ihnen nicht mehr.
Wenn das Volk das Brot des Lebens verschmäht, kommen die Schlangen und damit der Tod. Während des ganzen Weges durch die Wüste waren sie von feurigen Schlangen umgeben gewesen (5Mo 8,14.15), aber der HERR hatte sie immer bewahrt. Aber ihre Verachtung für das Himmelsbrot machte es nötig, ihnen (und uns!) eine eindringliche Lektion zu erteilen.
Durch die Plage mit den Schlangen kam das Volk zur Besinnung. Durch die Schlangen musste das Volk entdecken, dass die Sünde noch in ihnen wohnte. Es betrifft hier das Volk Gottes, das lernen muss, welche Auswirkungen der giftige Biss der feurigen Schlangen hat. Dann hören wir das Volk sagen: „Wir haben gesündigt.“ Sie bekennen Schuld.
Sie wenden sich an Mose als Fürsprecher. Sie sagen ihm auch, was er beten soll. Damit machen sie deutlich, was nach ihrer Meinung das Beste für ihre Wiederherstellung ist. Aber Gott hat immer bei der Erhörung von Gebeten die Herrlichkeit des Herrn Jesus vor Augen. Darum nimmt er die Schlangen nicht weg, wie es das Volk gedacht hatte. Vergleichen wir das auch mit Naaman, der ebenso seine Ansicht hatte, wie er vom Aussatz gereinigt werden könnte (2Kön 5,11).
Der HERR gab einen Ausweg, aber auf eine Art, bei der die Rettung mit dem Glauben des Volkes verbunden wird. Ein einziger Blick auf die erhöhte kupferne Schlange genügt, um gerettet zu werden. Dieser „Blick“ auf die kupferne Schlange bedeutet „sich intensiv anschauen“. Der Herr Jesus erklärt in seiner Unterredung mit Nikodemus die geistliche Bedeutung dieses Geschehens (Joh 3,14.15; Röm 8,3; 2Kor 5,21; 1Pet 2,24; Kol 2,14.15).
Gott heilte das Volk nicht, indem Er die Schlangen wegnahm, sondern indem Er ihnen etwas dazugab. Mose musste das nehmen, womit das Volk geplagt wurde. So musste auch der Herr Jesus in unsere Umstände hineinkommen. Er konnte uns nicht erlösen, indem Er ein Machtwort sprach oder indem Er den Teufel richtete. Dann würden wir in unseren Sünden geblieben sein. Nur dadurch, dass der Herr Jesus für uns am Kreuz zur Sünde gemacht wurde, konnten wir aus der Macht des Feindes befreit werden (Joh 3,14.15).
Der Sohn des Menschen musste erhöht werden, nicht um Sünden zu vergeben, obwohl das darin eingeschlossen ist. Er musste erhöht werden, um allen ewiges Leben zu geben, die an Ihn glauben würden. Die Erhöhung auf das Kreuz eröffnete die reichsten, himmlischen, ewigen Segnungen für einen jeden, der glaubt. Die kupferne Schlange spricht von ewigem Leben, nicht nur von Bewahrung vor dem Schlangenbiss, nicht nur, um nicht sterben zu müssen. Am Ende der Wüstenreise werden wir durch diese Geschichte daran erinnert.
Das ewige Leben ist das Erkennen des Vaters und des Sohnes (Joh 17,3). Es ist das Erkennen des Herrn Jesus, denn Er ist „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1Joh 5,20). Was das ewige Leben beinhaltet, wissen wir noch nicht am Anfang unserer Reise durch die Wüste, wenn wir soeben bekehrt sind. Das lernen wir nach und nach durch die Lektionen der Wüste, indem wir stets mehr von uns selbst absehen. Das ewige Leben bedeutet viel mehr als nur die Vergebung der Sünden und das Befreitsein von der Hölle.
Die kupferne Schlange haben die Israeliten nach Kanaan mitgenommen. Dort wurde daraus ein götzendienerischer Gegenstand, der durch Hiskia vernichtet wurde (2Kön 18,4). So kann auch das Kreuz seiner wahren Bedeutung beraubt werden und zu einem Maskottchen gemacht werden. Ein Kreuz kann als Zierstück getragen werden und es kann ihm eine beschützende Wirkung zuerkannt werden."
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